Diese 10 Mark Goldmünze aus dem Kaiserreich ist die älteste Goldmünze, die nach der Reichseinigung für die Hansestadt Hamburg produziert wurde. Die Münze wiegt 3,98 g und besitzt einen Durchmesser von 19,5 mm.

Sie zeigt auf der Vorderseite in der Mitte das Staatswappen von Hamburg mit einziehenden Seiten. Im Wappenschild selbst ist eine Burg mit drei Türmen und zwei Sternen zu sehen. Über dem Schild ist ein Helm platziert. Er wurde mit Pfauenfedern und Lanzenfähnchen verziert. Pflanzenähnlicher Dekor schmückt die Seiten des Wappens. Umgeben wird die Darstellung von der Umschrift „FREIE UND HANSESTADT HAMBURG“. Der Rand der Münze wurde zudem mit einem feinen Perlstab versehen. Mittig unten unter dem Wappen befindet sich das Münzzeichen „B“ der Prägestätte in Hannover.
Die Rückseite der Münze trägt mittig den Reichsadler mit gespreizten Flügeln. Auf seiner Brust befindet sich ein Schild. Dieser zeigt einen bekrönten preußischen Adler mit Zepter und Reichsapfel in den Krallen, der den Schild der Hohenzollern trägt. Über dem Reichsadler schwebt die Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Die Beschriftung am Rand lautet „DEUTSCHES REICH“, mit einem Eichenzweig am Schluss. Unter dem Reichsadler ist der Nennwert der Münze angegeben, nämlich „10 M.“, die Abkürzung für 10 Mark. Darunter steht das Ausgabejahr 1873. Der Rand weist ebenfalls einen Perlstab auf.
Die Gründung des Deutschen Kaiserreiches beendete auch den Währungswirrwarr im Alten Reich. In Zeiten, in denen wir es gewohnt sind, in fast ganz Europa mit dem Euro zahlen zu können, ist es schwer vorstellbar, wie kompliziert damals die Geldwirtschaft in den deutschen Ländern war. Noch um 1790 waren nicht nur 311 verschiedene Rechnungsmünzen im Gebrauch, sondern es liefen darüber hinaus auch 166 deutsche Gold- und Silbermünzen und mindestens ebenso viele ausländische Münzen auf den Märkten und Messen um. An diesem Zustand änderte sich bis ins 19. Jahrhundert hinein nichts Grundsätzliches. Erst in einem längeren Prozess und durch mühsame Verhandlungen der verschiedenen Vertragspartner gelang es, das Währungssystem schrittweise zu vereinheitlichen. Einen entscheidenden Durchbruch brachte allerdings erst die Gründung des Deutschen Reiches 1871.
Der seit der Jahrhundertmitte sinkende Preis des Goldes relativ zum Silber führte dazu, dass immer mehr Länder in der Goldwährung die besseren Voraussetzungen für eine stabile internationale Währung sahen. Deutschland war dann der erste Staat, der offiziell die Goldwährung einführte. Die Einführung geschah jedoch nicht in einem, sondern in mehreren Schritten zwischen 1871 und 1876. Dazu erhielt 1871 zunächst der Reichstag die Aufsicht über die Ordnung des Maß-, Münz- und Gewichtssystems sowie über die Ausgabe des Papiergeldes. Damit ging die Geldhoheit von den Einzelstaaten auf das Reich über. Die eigentliche Währungsgesetzgebung des Reiches setzte dann am 4. Dezember 1871 mit dem Gesetz „betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen“ ein. Es wurden die goldenen 10- und 20-Markstücke als Reichsmünzen eingeführt und an die Seite des zunächst noch weiter umlaufenden Silbergeldes der einzelnen Länder gestellt. Außerdem legte man die neue Einheit „Mark zu 100 Pfennigen“ fest. Zugleich wurde der Reichskanzler mit der Einziehung aller alten Silbermünzen ermächtigt und deren Ausprägung verboten. Nachdem dadurch der Übergang zu einer Reichsgoldwährung vorbereitet worden war und mit dem Münzgesetz vom 9. Juli 1873 vollzogen wurde, trat ab dem 1. Januar 1876 an die Stelle der in Deutschland geltenden Landeswährungen die Reichsgoldwährung. Neben den Goldmünzen sah das Gesetz silberne Markstücke als Reichsmünzen in der noch bis 2002 geläufigen Stückelung vor (Fünf-, Zwei- und Einmarkstücke) sowie Fünfzigpfennigstücke, Groschen, Fünf-, Zwei- und Einpfennigmünzen. Um die Münzen der verschiedenen Prägestätten auseinander halten zu können, erhielten sie Buchstaben, der Reihenfolge der Staaten in der Reichsverfassung folgend. Dieses System verlor auch nicht mit der Einführung des Euros seine Gültigkeit. Obwohl von den ursprünglich neun Prägestätten heute nur noch fünf in Betrieb sind, sind damals wie auch noch heute alle deutschen Münzen aus Hamburg mit einem J versehen. Allerdings gab es bei der Einführung des neuen Geldes keinen eigenen Münzbetrieb in Hamburg. Die Münzstätte war im Zuge der französischen Besetzung im Jahr 1813 aufgehoben und nicht wieder aufgebaut worden. Hamburg hatte deshalb bislang seine benötigten Münzen in angrenzenden Ländern schlagen lassen, so in Altona, Bremen oder Berlin. Das sollte sich mit der Einführung der Reichswährung ändern. Im Dezember 1873 stellte der Senat einen Antrag zur Errichtung einer eigenen Münzprägestätte. Diese wurde in der Norderstraße erbaut und nahm im Januar 1874 ihre Produktion auf. In der Zwischenzeit musste man sich aber noch anders behelfen und ließ die ersten goldenen Markstücke in Hannover prägen. Die Auflage war allerdings mit 25.200 Stück recht klein. Heute sind diese Stücke wegen der geringen Prägezahl bei Sammlern begehrt.
Ralf Wiechmann

